01. Juni 2005

Ein Jahr AUS-Zeit

oder: >>Wie kam es zu dem Reiseführer >Jobhopping Down Under<[1]?<<

[ ] Antwort: Jörn Schulz, Autor [2]

Also, geplant war das nicht. Eigentlich begann alles recht harmlos, als ich
im Sommer 2000 per Internet einen temporären Job im Ausland suchte. Ich
wollte ein paar Monate raus aus Deutschland, um vor dem Studium wenigstens
etwas von der Welt zu sehen. Ein Sommerjob bei der britischen Eisenbahn
wollte mir nicht so richtig zusagen und dass ich in ein Donald-Duck-Kostüm
in Disneyland Paris passen würde, konnte ich mir absolut nicht vorstellen.

Doch zum Glück stieß ich bei meiner weiteren Recherche auf das noch
frische Working-Holiday-Abkommen [3] zwischen Deutschland und Australien
[4]. Bis zu zwölf Monate auf die andere Seite der Welt zu fliegen, um dort
herumzureisen und viele spannende Dinge zu erleben? Bis zu drei Monate bei
einem Arbeitgeber zu jobben, um die Reisekasse aufzufüllen? Raus aus
Europa und rein in eine andere Kultur? Genau das war es, was ich machen wollte.

Durch Zufall erfuhr ich, dass die im Gruner + Jahr Verlag erscheinende
Zeitschrift >Young Miss< einen Artikel über dieses Working-Holiday-Visum
produzieren wollte. Sogleich bewarb ich mich als Australienberichterstatter
und lernte Silke Kienecker kennen, die mich später mit dem Verleger von
"interconnections" bekannt machen und mir so zu meiner ersten
Buchveröffentlichung verhelfen sollte.

Jung und unerfahren wie ich im Reisen war, entschied ich mich, das
Working-Holiday-Jahr über eine sogenannte Austauschorganisation zu buchen,
die mir Hilfe bei der Planung der Reise versprach. Wer weiß schon, wie es
auf der anderen Seite der Welt aussieht, wo man dort eine Unterkunft
findet, welche Jobs man als Backpacker ausüben kann und wie man ein
Bankkonto eröffnet? Immerhin ist Australien so weit von daheim weg, dass
es fast nicht ferner sein könnte. Wenn jemand da ist, um einem unter die
Arme zu greifen, gibt das einem ein gewisses Sicherheitsgefühl.

In Australien angekommen, verliebte ich mich sofort in das Land. Die
Menschen waren freundlich und hilfsbereit, das Wetter um einiges besser als
zu Hause und ich spürte, dass viele Erfahrungen und das eine oder andere
Abenteuer auf mich warteten. Bald merkte ich aber auch, dass die
Organisation wirklich nur mein subjektives Sicherheitsgefühl und das
meiner Eltern beruhigte, denn es gab nichts, was man nicht selbst hätte
organisieren können, nur fehlte mir leider vorher das Wissen darum. So
schrieb ich während meines Jahres vier Reisenotizbücher voll und schickte
mehrere ausführliche Reiseberichte zur Young Miss, in denen ich das Leben
als Backpacker detailliert beschrieb, was die Basis für >Jobhopping Down
Under< bildete.

Mein Working-Holiday-Jahr in Australien war, ohne zu übertreiben, eines
der spannendsten, erlebnisreichsten und lehrreichsten meines bisherigen
Lebens. Ich umrundete den roten Kontinent und legte mit meinem babyblauen
Ford >Smokie< Falcon rund 23.000 km zurück. Ich wanderte in über 50
wunderschönen Nationalparks und Naturreservaten, und verknipste dabei
unzählige Filmrollen. Um meine notorisch leere Reisekasse immer wieder
aufzufüllen, rackerte ich bei 10 verschiedenen Arbeitsgebern und lernte so
unter anderem, wie man ein Sandwich-Artist bei Subway wird, wie schmerzhaft
es sein kann, Esskastanien aufzulesen und dass man einen robusten Magen
braucht, will man sich als Küchenhilfe auf einem Tauchboot verdingen.

Während jenes Jobs auf dem Tauchboot wurde mir auch bewusst, was das Wort
Arbeitsurlaub eigentlich bedeutet und wie sich mit wenig Geld große
Sprünge realisieren lassen. Um mir einen mehrtägigen Tauchtrip im Great
Barrier Reef leisten zu können, heuerte ich als >Hosty< [Küchenhilfe] auf
einem Tauchboot an. So konnte ich gegen Mithilfe in der Kombüse die
gesamte Tauchtour >kostenlos< mitmachen, sowie pro Tag mindestens zweimal
die Schönheit des Großen Barriereriffs unter Wasser erleben und im
Südpazifik tauchen. Diese alternative Art des Reisens ohne Geld lässt
sich zwar nicht immer verwirklichen, doch wer versucht, seinen
Working-Holiday-Aufenthalt in Australien von Anfang an nach dem Prinzip des
ursprünglichen Backpackens zu gestalten, der kann aus dem Kreislauf >Geld
verdienen - Geld wieder ausgeben< wenigstens ab und zu ausbrechen.

Derartige Tipps wollte ich künftigen Backpackern selbstverständlich
zugänglich machen. Als ich wieder zurück in Deutschland war, absolvierte
ich ein Praktikum in der Young-Miss-Redaktion. Hier entstand zusammen mit
Silke Kienecker die konkrete Idee, mehr aus meinen Reiseberichten zu machen
und einen Leitfaden für künftige Working-Holiday-Urlauber zu schreiben,
um ihnen schon vor der Reise die wichtigsten Informationen rund um
Australien und ein Working-Holiday-Jahr zu geben. Das Buch soll zeigen,
dass sich ein solches Jahr alleine organisieren lässt, wodurch man
wiederum um viele Erfahrungen reicher wird und zudem einiges an Geld sparen
kann.

1. http://www.jobhopping.de
2. mailto:joern@joernschulz.de
3. http://www.australian-embaßy.de/visa/visas/holiday/417.html
4. http://www.australia.com



Quelle: http://www.berlinergazette.de