05. Juni 2005

Moderne Weltenbummler

Working Holidays von Magdalena Taube

Der Auslandsaufenthalt ist ein Plus, der heute in keinem Lebenslauf fehlen darf. Doch die Zeiten, in denen ein Highschool-Jahr noch etwas hermachte, sind vorbei. Heute sind neue Formen der Auslandserfahrung gefragt, mehr Selbstständigkeit und Eigeninitiative. Zum Beispiel das Reisen und Arbeiten mit einem “Working Holiday“-Visum. Mit so einem Visum können deutsche Staatsbürger/innen für ein Jahr nach Australien, Neuseeland, Japan oder Kanada gehen, wenn er oder sie zwischen 18 und 30 Jahre alt ist. Im Gegensatz zu anderen Visa kann man damit legal eine Arbeit aufnehmen – wenn nicht länger als 90 Tage bei demselben Arbeitgeber gearbeitet wird.

Beim Working Holiday lernt man nicht nur die Sprache des Landes, sondern sammelt auch Arbeitserfahrungen in den unterschiedlichsten Branchen, unternimmt möglicherweise ausgedehnte Reisen und erlebt viele Abenteuer. Man kann Arbeitserfahrungen natürlich auch in Ländern machen, in denen es dafür kein offizielles Visum gibt – über den Klassiker Au Pair zum Beispiel oder während eines freiwilligen sozialen Jahres. Ein interessantes Programm bietet das Projekt “ASA“, das jährlich Stipendien für dreimonatige Studien- oder Arbeitsaufenthalte in Afrika, Asien, Lateinamerika oder Südosteuropa vergibt. Bei Programmen wie ASA steht nicht das Reisen, sondern das Arbeiten in den Gastgeberländern im Vordergrund.

Arbeitshüpfen in Australien

Doch was, wenn es einen tatsächlich ans andere Ende der Welt zieht? Wie kann ein Working Holiday in Australien organisiert werden? Bei diesen Fragen kann der Reiseführer “Jobhopping Down Under“ von Jörn Schulz Abhilfe schaffen. Der erst 26-jährige Autor hat selbst ein Jahr in Australien verbracht und irgendwann gemerkt, dass der Lonely Planet nicht ausreicht, wenn man nicht nur reisen, sondern auch noch arbeiten will.

Neben den umfangreichen organisatorischen Informationen, die das Buch bietet - wie beantrage ich das Visum, wie kann ich Jobs in Australien finden, soll ich bei einer Agentur buchen oder auf eigene Faust reisen -, gibt es Erfahrungsberichte von echten Backpackern, die nach Abenteuer klingen. So wird eine scheinbar endlos lange Autofahrt durch die “Nullarbor Plain“ beschrieben: 1213 Kilometer nichts als Wüste! Oder die derben Gepflogenheiten in einem Hostel, das von einer britischen Reisegruppe in eine Party-Hochburg verwandelt wird. Aber auch Jobs, die vor Ort angenommen wurden, werden vorgestellt: Sandwich-Artist, Erntehelfer oder Hilfsmatrose auf einem Tauchschiff.

"Jobhopping Down Under“ ist nicht nur nützlich zur Vorbereitung des Aufenthaltes, sondern mit dem großen Kartenteil, vielen hilfreichen Telefonnummern und Internetadressen für die Job- und Wohnungssuche in Australien auch gut vor Ort zu gebrauchen. Jörn Schulz gibt auch Tipps, wie man in Down Under Geld sparen kann. Zum Beispiel beim Essen: Das billigste Gericht sind Two-Minute-Noodles, ein günstiges Kultgericht. Und in den Jugendherbergen lassen Abreisende verderbliches Essen oft in so genannten “Free-Food-Fächern“ zurück. “Jobhopping Down Under“ macht klar, dass es keine utopische Idee ist, ein Jahr in einem fremden Land zu leben, zu reisen und zu arbeiten.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Wer nicht so weit von Zuhause weg möchte, kann sich auch innerhalb der Europäischen Union seinen eigenen Arbeitsurlaub organisieren. Als EU-Bürger hat man das Recht auf Freizügigkeit, das heißt man kann in einem EU-Mitgliedsland leben, arbeiten und eine Ausbildung absolvieren. Für einen Aufenthalt, der länger als drei Monate dauert, muss in Spanien beispielsweise eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden. Dafür braucht man einen Wohnsitz und am besten den Arbeitsvertrag mit einer Firma.

Spanien ist ein gutes Sprungbrett für weitere Working Holidays, denn die Verhältnisse sind den deutschen sehr ähnlich. Die Lebenshaltungskosten sind in Spanien meist geringer als in Deutschland, außer in den Metropolen Madrid und Barcelona. Im Gegensatz dazu ist das Leben in anderen westeuropäischen Metropolen wie London oder Paris sehr viel teurer. Doch auch wenn Spanien und Deutschland sich gut vergleichen lassen, gibt einem Spanien immer noch das Gefühl, weit von zu Hause weg zu sein und dort arbeiten zu können, wo andere “nur“ Urlaub machen.

Quelle: www.fluter.de